ÖMT-Herbsttagung 2010

Der ÖMT - Verband Österreichischer Museums- und Touristikbahnen lud von 8. bis 10. Oktober 2010 zu seiner diesjährigen Herbsttagung nach Bezau im Bregenzerwald ein. Als deren Gastgeber firmierte der Verein Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn in Zusammenarbeit mit dem Verein Rhein-Schauen, der Fürstlich Liechtensteinischen Eisenbahn-Romantik Stiftung  und dem Verein Pro Bahn Vorarlberg. Insgesamt 39 Repräsentanten aus 17 ÖMT-Mitgliedsorganisationen und einige Gäste folgten der Einladung.

Die Marktgemeinde Bezau liegt im Hinteren Bregenzerwald auf einer Seehöhe von 650 m ü. d. AM und zählt mit einer Fläche von 34,3 km² zu den flächenmäßig größten Bregenzerwälder Gemeinden. Die Anfänge der Dauerbesiedlung von „Baezenowe" reichen vermutlich bereits ins 12. bis 13. Jahrhundert zurück. Durch die Schaffung verschiedener zentralörtlicher Einrichtungen wurde der Standort im 19. Jahrhundert aufgewertet. Seit 1806 ist Bezau Gerichtsort für den Bregenzerwald. Im Jahre 1850 wurde das erste Postamt für den hinteren Bregenzerwald eingerichtet und zwei Jahrzehnte später die Straßenverbindung von Andelsbuch her fertig gestellt. Ein weiterer Schritt auf dem Vormarsch Bezaus war 1902 die Eröffnung der Bregenzerwaldbahn mit Bezau als Endstation, die bis 1980 in Betrieb war und seit 1988 auf einem Teilstück als Museumsbahn mit großem Erfolg in Betrieb steht. Im Jahre 1962 wurde Bezau zur Marktgemeinde des Bregenzerwaldes erhoben und zählt derzeit etwa 2000 Einwohner. Dank der stark besonnten, windgeschützten Lage ist sie ein viel besuchtes Winter- und Sommerurlaubsziel und bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung für Einheimische und Gäste. Die Naherholungsgebiete in und um Bezau können mit attraktiven Möglichkeiten für Entspannung und Abenteuer aufwarten. Sowohl im Sommer als auch im Winter ist der Erlebniswert hoch. Mit den Bergbahnen Bezau erreicht man das „Sonderdach" und die „Baumgartenhöhe", Ausgangspunkt zum Skigebiet Andelsbuch - Niedere und für viele Wanderungen und Treffpunkt für Paragleiter.

Am Beginn der Tagung stand die Präsentation der Dampflok 77.250 der Fürstlich Liechtensteinischen Eisenbahn-Romantik Stiftung auf dem Areal der Rhomberg Bahntechnik GmbH in Hohenems im Steinbruch Unterklien. Die Kollegen der BWB-Bregenzerwaldbahn Museumsbahn sorgten für den Transfer der mit dem Zug angereisten Tagungsteilnehmer vom Bahnhof Dornbirn. ÖMT-Verbandssekretär Harald Baminger richtete Grußworte an die Teilnehmer und bedankte sich bei den Kollegen der BWB für die Einladung und die Koordination der an der Programmgestaltung beteiligten Vereinigungen. Im Anschluss daran bestand die Möglichkeit zur Besichtigung der unter Dampf stehenden 77.250 die seit diesem Jahr bei Sonderfahrten in Liechtenstein und Österreich und in die benachbarten Grenzbahnhöfe der Schweiz und Deutschland eingesetzt wird. Danach folgte die Fahrt nach Bezau, wo sich die Tagungsteilnehmer nach dem Bezug der Quartiere im Gasthof Sonne in Bezau einfanden.

Die Eröffnung der Tagung nahm der Verbandsvorsitzende des ÖMT Herr Alfred Fleissner vor, der die zahlreich erschienenen Teilnehmer begrüßte und den Repräsentanten der BWB für die Einladung und Organisation dankte. Anschließend erfolgte die Begrüßung der Tagungsteilnehmer durch den Obmann der BWB Herrn Komm.Rat Hans Meusburger und den Bürgermeister der Marktgemeinde Bezau, Herrn Georg Fröwis. Danach referierte Jakob Bobleter über die Geschichte der Bregenzerwaldbahn, die ab dem Jahre 1902 die Gemeinde Bezau mit der Landeshauptstadt Bregenz (www.bregenz.at) verband und bei einer Spurweite von 760 mm eine Streckenlänge von fast 36 km aufwies. Naturgewalten setzten der zumeist im Nahbereich der Bregenzer Ache trassierten Bahnstrecke bereits von Beginn an zu und führten, begünstigt durch das Desinteresse der ÖBB an einem Betrieb von Schmalspurbahnen, letztendlich zwischen 1980 und 1983 zur schrittweisen Betriebsstilllegung und der rechtlichen Einstellung im Jahre 1985. Nach Gründung des Vereins Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn im selben Jahre konnte das Streckenstück zwischen Schwarzenberg und Bezau erhalten und 1989 offiziell als Museumsbahn eröffnet werden. Seither bereichert das etwa 5 Kilometer lange Wälderbähnle, wie die Bahn im Volksmund genannt wird, das touristische Angebot der Region. Unter der Moderation des ÖMT-Verbandssekretärs Ing. Harald Baminger wurde nach dem Abendessen eine Reihe verbandsinterner Themen behandelt, ehe der Abend bei Fachgesprächen in gemütlicher Atmosphäre seinen Ausklang fand.

Am Samstag standen nach dem Frühstück folgende Fachvorträge, unter der Moderation des Stv. Verbandsvorsitzenden des ÖMT Dr. Werner Schiendl, auf dem Programm

Im Anschluss an das Mittagessen begaben sich die Teilnehmer zum Bahnhof Bezau zur Besichtigung der Betriebsstätten und der historischen Fahrzeuge des Wälderbähnle.

In der Werkstätte konnte neben der Dampflok U25 und der Diesellok D2 auch der in Bau befindliche behindertengerechte Waggon besichtigt werden. Dieser wurde im Stile der bestehenden Wagengarnitur der Baujahre 1995 und 1999 auf einem vorher instand gesetzten Güterwagenfahrgestell aufgebaut. Die Ausführung lässt eine kombinierte Verwendung mit entsprechend gestalteter Inneneinrichtung und 2 hydraulisch betriebenen Rollstuhl-Hebeliften an einer verlängerten Einstiegsplattform zu. Ein besonderer Fenstermechanismus wird es außerdem möglich machen, dass der Wagen bei schönem Wetter innerhalb von Minuten in einen Aussichtswagen umgewandelt werden kann. Vereinsobmann Hans Meusburger erläuterte das von ihm geplante Fahrzeug, das in seiner Privatwerkstätte die Stahlgerippekonstruktion des Kastenaufbaues erhielt. Die weiteren Arbeiten erfolgten bei der Firma Meusburger-Fahrzeugbau GmbH in Bezau und die abschließenden Komplettierungsarbeiten werden in der Remise weitergeführt. Zum Start der Sommersaison 2011 ist die Inbetriebnahme des Wagens geplant.

Nach Ankunft des mit der Diesellokomotive 2091.08 bespannten Planzuges der Museumsbahn, folgte die Fahrt mit der Dampflokomotive Uh 102 und den ehemaligen Stubaitalbahnwagen nach Schwarzenberg. Dort angekommen bestand die Möglichkeit für fotografische Aktivitäten in den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Nachdem die Uh 102 die Garnitur des nachfolgenden Planzuges übernommen hatte ging es, unterbrochen durch einen Fotohalt in Reutte, wieder zurück nach Bezau. Als schließlich auch die 2091.08 mit der Stubaitalbahnwagen-Garnitur dort angelangt war, vollzog sich der Bustransfer nach Schönenbach zum Abendessen. Dieses liegt auf einer Seehöhe von 1050 m ü. d. AM und gehört mit 2000 mm Jahresniederschlag, sowie Schneehöhen von bis zu 4 Metern zu den niederschlagsreichsten Gegenden Europas. Seit Jahrhunderten wird es von den Bauern als Vorsäß, ein Teil der für diese Region typischen Dreistufen-Landwirtschaft geführt. Von Ende Mai bis „Kilian" (8. Juli) und vom „Heilig Kreuztag" (14. September) bis „Gallustag" (15. Oktober), also zur Frühjahrs - und Herbstweide ist Vorsäßzeit. Während dieser Zeit ist Schönenbach mit etwa 200 Kühen und Jungvieh besetzt. Alle anfallenden Arbeiten wie Schwenden, Hagen, Wegbau, Bachwuhren usw. werden von den Bauern gemeinschaftlich gemacht. Im Gasthaus Egender, dem Ziel und Treffpunkt vieler Wanderer, Spaziergänger und Biker fand man sich zum traditionellen Käsknöpfleessen ein. Danach folgte die Rückfahrt nach Bezau in den Gasthof Sonne zum Abschluss des Arbeitsprogramms.

Am Morgen des letzten Tages begaben sich die Teilnehmer in Fahrgemeinschaften zum Bahnhof Dornbirn. Dort wartete bereits der vom Verein Pro Bahn Vorarlberg betreute ehemalige Montafonerbahn-Triebwagen ET 10.104. Mit diesem erreichte man über den Verschiebebahnhof Wolfurt und die Güterzugschleife schließlich die Strecke Bregenz - St. Margarethen und in flotter Fahrt den Bahnhof Lustenau.

Nach einem kurzen Fußweg zum nahe gelegenen Werkhof Lustenau der Internationalen Rheinregulierung war das Gelände des Vereins Rhein-Schauen erreicht. Dort folgte der Empfang durch dessen Obmann Dipl.-Ing. Leo Kalt mit seiner Mannschaft. Nach Besichtigung des Museums unter fachkundiger Führung, in der anschaulich über Alpenrhein und Bodensee informiert wurde und in dem die 750 mm-Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung eine wichtige Stellung einnimmt, begann die Fahrt mit dem Rheinbähnle. Die Dampflok Wiednau zog den Wagenzug bis zum Streckenende an der Rheinmündung im Bodensee, während Vereinsobmann Leo Kalt allerlei Wissenswertes über Bahn und Fluss vermittelte. Dort konnte man sich ein Bild über die vielfältigen Aufgaben der Rheinregulierung machen zu denen Hochwasserschutz ebenso zählt wie die Bewahrung der Bregenzer Bucht vor Verlandung und Gewinnung von Schotter und Sand für Bauvorhaben.

Nach der Rückkehr in den Werkhof Lustenau traten bereits einige Teilnehmer die Heimreise an, während sich die Verbliebenen zum Mittagessen in die Cafeteria des Museums begaben. Hier bedankte sich ÖMT-Verbandsvorsitzender Alfred Fleissner nochmals bei den BWB und dem Verein Rhein-Schauen für die erwiesene Gastfreundschaft und das reichhaltige Rahmenprogramm. Anschließend folgte die Rückfahrt im ET 10.104 nach Dornbirn (www.dornbirn.at), womit die ÖMT-Herbsttagung 2010 offiziell zu Ende ging.

Alle Fotos: Ing. Harald Baminger und Karl Schellauf


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