ÖMT-Herbsttagung 2011
Der ÖMT - Verband Österreichischer Museums- und Touristikbahnen lud von 7. bis 9. Oktober 2011 zu seiner diesjährigen Herbsttagung nach Stetten bei Korneuburg ein. Als Gastgeber firmierte die ÖBB-Personenverkehr AG ProfitCenter ErlebnisBahn in Zusammenarbeit mit der DraisinenbetriebsgesmbH Ernstbrunn – Asparn und dem 1. Österreichischen Straßenbahn- und Eisenbahn Klub. Insgesamt 31 Repräsentanten aus 17 ÖMT-Mitgliedsorganisationen und zahlreiche Gäste und Mitreisende folgten der Einladung.
Die Gemeinde Stetten liegt im Weinviertel in der sogenannten „Korneuburger Bucht", vor den Toren der Bundeshauptstadt Wien, auf einer Seehöhe von 180 m ü. d. AM und zählt auf einer Fläche von 7,7 km² etwa 1300 Einwohner. Im Jahre 1187 wurde der Ort als „Stetin" erstmals urkundlich erwähnt und dem Stift Klosterneuburg als Lehen übergeben. 1685 erhielt Stetten ein eigenes Dorfrecht und nach der, dem Revolutionsjahr 1848 folgenden, Reichsverfassung eine eigene Verwaltung. Untrennbar mit Stetten verbunden ist der Weinbau, der in dieser Region Niederösterreichs eine lange Tradition aufweist. In den letzten Jahrzehnten legte Stetten die ursprünglich bäuerlich geprägte Struktur weitgehend ab, wovon ein aufstrebendes Gewerbegebiet mit gutem Straßenanschluss zeugt. Des Weiteren befindet sich in Stetten ein großes Umspannwerk der Verbundgesellschaft, das zur sicheren Stromversorgung Wiens beiträgt.
Im Jahre 1904 erfolgte der Anschluss an das Schienennetz durch die Eröffnung der Lokalbahn Korneuburg - Ernstbrunn, die im Jahre 1906 über Mistelbach bis Hohenau verlängert wurde. Wie auf dieser Bahnstrecke durchwegs üblich, durch eine am Ortsrand gelegene Halte- und Ladestelle. Der Personenverkehr fand, wie auf vielen Lokalbahnstrecken im Wienviertel, bereits im Jahre 1988 ein Ende und der vorerst verbliebene Güterverkehr schrumpfte von Jahr zu Jahr. Unter dem Titel ErlebnisWeltBahn wird seit 2007 im Abschnitt Korneuburg - Ernstbrunn mit dem NostalgieExpress Leiser Berge ein touristischer Ausflugsverkehr durchgeführt, während auf dem 12,7 Kilometer langen Streckenteil Ernstbrunn - Asparn Draisinenfahrten angeboten werden. In der Fossilienwelt Weinviertel befindet sich im Gemeindegebiet von Stetten das größte fossile Austernriff der Welt. Dieses stammt aus der Zeit vor etwa 17 Millionen Jahren und ist ob der guten Verkehrsanbindung durch die nahegelegene Haltestelle auch beliebtes Ausflugsziel der Fahrgäste des NostalgieExpress Leiser Berge.
Für das Vortragsprogramm stand der Gasthof Schweinberger, zur Verfügung, während am zweiten Tag der Gesellschaftswagen der ÖBB-ErlebnisBahn diese Aufgabe erfüllte.
Die Eröffnung der Tagung nahm der Verbandsvorsitzende des ÖMT Herr Alfred Fleissner vor, der die zahlreich erschienenen Teilnehmer begrüßte und den Repräsentanten der ÖBB-ErlebnisBahn, der Weinvierteldraisine und dem 1. ÖSEK für die Einladung und Organisation dankte. Danach erfolgte die Begrüßung der Tagungsteilnehmer durch den Leiter der ÖBB-ErlebnisBahn Herrn Hans Narrenhofer, der auch die Grußworte des Bürgermeisters der Gemeinde Stetten und des Landtagsabgeordneten Ing. Hermann Haller übermittelte. Danach standen folgende Fachvorträge, unter der Moderation des Stv. Verbandsvorsitzenden des ÖMT, Dr. Werner Schiendl, auf dem Programm:
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Vorstellung des Betätigungsfeldes der ÖBB-PVAG
ProfitCenter ErlebnisBahn |
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„Bahnen und Schienenfahrzeuge unter
Denkmalschutz" |
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„Die Zukunft der österreichischen
Museumsbahnen" |
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„2012 das große Bahnjubiläum?" |
Im Anschluss an das Abendessen wurden unter der Moderation des ÖMT-Verbandssekretärs Ing. Harald Baminger verbandsinterne Themen behandelt. Danach klang der Abend beim weiteren Erfahrungsaustausch in fachbezogenen Gruppen mit einem gemütlichen Beisammensein aus.
Am Samstagmorgen begaben sich die Tagungsteilnehmer nach dem Frühstück zur Haltestelle Stetten-Fossilienwelt zur Fahrt mit dem NostalgieExpress Leiser Berge nach Ernstbrunn.
In dem, mit der im Besitz des 1. ÖSEK befindlichen und vor kurzem im Erscheinungsbild der ersten Betriebsjahre aufgearbeiteten Diesellokomotive 2067.04, bespannten Zug erfolgte die Fahrt nach Ernstbrunn. Alfred Jirout, Obmann des Vereins Neue Landesbahn, fungierte als Fremdenführer und gab interessante Erklärungen zur Bahnstrecke und der Region. In Ernstbrunn angekommen bestand vorerst die Möglichkeit für fotografische Aktivitäten beim Umsetzen des Zuges und der am Bahnhof aufgestellten Denkmallokomotive 93.1364. In einem historischen Gräf&Stift Autobus der ÖBB-Straßennostalgie fand der Transfer zur Abfahrtsstelle der Draisinenbahn statt, die sich in Thomasl jenseits der Querung der viel befahrenen Bundesstraße befindet. Die weniger sportlich ambitionierten Tagungsteilnehmer verblieben im Bus zu einer kurzfristig organisierten Besichtigungstour nach Mistelbach auf das Gelände der ehemaligen Zugförderungsstelle am Lokalbahnhof.
Nach einer kurzen Einweisung an den viersitzigen Gefährten und einer Sicherheitsbelehrung setzte sich der Tross in Bewegung. Nach anfänglich flotter Fahrt verlangsamte sich das Tempo bereits nach kurzem in Folge der beachtlichen Steigungen, deren Maximum von 27‰ bei Niederleis liegt. So war die Pause an der Labestation kurz vor dem Scheitelpunkt eine willkommene Unterbrechung der Reise. Nach vorheriger Bremsprobe und mit ausreichendem Sicherheitsabstand folgte nunmehr die Fahrt talwärts bis Asparn an der Zaya. Dort wartete bereits der ÖBB-Nostalgiebus zur Fahrt auf den Buschberg, mit 491 m ü. d. AM der höchsten Erhebung des Weinviertels, wo nach kurzem Spaziergang im niedrigst gelegen Alpenvereinschutzhaus Österreichs, der Buschberghütte, das Mittagessen eingenommen wurde.
Nach dem Mittagessen folgte die Rückfahrt nach Ernstbrunn, wo im Gesellschaftswagen der ÖBB-ErlebnisBahn das Fachvortragsprogramm, das der Stv. Verbandssekretär des ÖMT Dipl.Ing. Dr. Andreas Juhász moderierte, seine Fortsetzung fand.
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Bericht über das FEDECRAIL-YOUTHCAMP 2010 in Polen |
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„Barrierearme Museumsbahnen für
Mobilitätseingeschränkte" |
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Der „Eisenbahn-Planer" und das Buchungssystem
„Fahrkartendrucker" als Mittel zur globalen Vermarktung von
Museums- und Touristikbahnen |
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Bericht über den ÖMT-Arbeitskreis Bahnbetrieb und
Personal |
Nach Ankunft des Zuges in Stetten-Fossilienwelt folgte der Rückweg in den Gasthof Schweinberger zum Abendessen mit anschließender Weinverkostung beim gemütlichen Ausklang des Tages.
Am Morgen des letzten Tages begaben sich die Teilnehmer in Fahrgemeinschaften ins Eisenbahnmuseum Straßhof. Dieses wurde im Bereich der früheren Zugförderungsstelle der ÖBB, die bis 1978 in Betrieb war, durch den 1. österreichischen Straßenbahn- und Eisenbahnklub (1.öSEK) eingerichtet und 1984 eröffnet. 1999 konnten die Eisenbahnexponate des Technischen Museums Wien in Straßhof in Betreuung genommen werden. Auf 85.000m² Freigelände mit historischen Bahnanlagen und einer großen Halle befinden sich neben betriebsfähigen Dampf-, Diesel- und Elloks auch ca. 150 zum Teil bereits über 100 Jahre alte Schienenfahrzeuge im originalen Ambiente und in historischer Atmosphäre.
Der Empfang erfolgte durch den Kustos des
Museums Herrn Rupert Gansterer, der das Konzept des Museums und den Aufbau der
Sammlung erläuterte und die Führung durch die Ausstellung, die Fahrzeughalle
samt Werkstätten und das weitläufige Freigelände auf dem sich auch zahlreiche
Attraktionen für jüngere Museumsbesucher befinden, übernahm.
Als besonderer Leckerbissen stand die Südbahn-Schnellzuglok 17c 372 Baujahr
1891 unter Dampf. Sie bot den Tagungsteilnehmern auch die Gelegenheit für
Führerstandsmitfahrten.
Am Ende des Aufenthalts stand noch ein Mittagsimbiss im historischen Buffetwaggon auf dem Programm. Zum Abschluss bedankte sich ÖMT-Verbandssekretär Ing. Harald Baminger nochmals bei den Organisatoren und Gastgebern der ÖMT-Herbsttagung 2011 für das reichhaltige Rahmenprogramm, sowie bei den Referenten der Fachvorträge für ihre Bemühungen, womit die ÖMT-Herbsttagung offiziell zu Ende ging. Anschließend folgte die Abreise der Teilnehmer, wobei einerseits die Möglichkeit zur Besichtigung der Baustelle Hauptbahnhof Wien genutzt wurde, während eine Gruppe noch die Gelegenheit zum Besuch des nahegelegenen Eisenbahnmuseums Schwechat des VEF - Verband der Eisenbahnfreunde nutzte.
Alle Fotos: Ing. Harald Baminger