ÖMT-Herbsttagung 2013
Der ÖMT-Verband Österreichischer Museums- und Touristikbahnen lud von 18. bis 20. Oktober 2013 zu seiner diesjährigen Herbsttagung ein. Als Gastgeber firmierten die nordtiroler Mitgliedsorganisationen Achenseebahn AG, Tiroler MuseumsBahnen und die Zillertaler Verkehrsbetriebe AG. An die 45 Repräsentanten von 16 ÖMT-Mitgliedern und Kooperationspartnern, sowie einige Mitreisende folgten der Einladung nach Jenbach.
Die Marktgemeinde Jenbach liegt im Unterinntal auf einer Seehöhe von 563 m ü. d. AM und zählt auf einer Fläche von 15,23 km² etwa 6870 Einwohner. Als Industriestandort kann Jenbach bereits auf eine lange Tradition zurückblicken. Nach den Anfängen bei der Kupfer-, Silber- und Eisenverhüttung ist Jenbach vor allem durch die 1959 gegründeten „Jenbacher Werke AG" international bekannt geworden, deren Erzeugnisse auch auf dem Schienenfahrzeugsektor einen guten Namen hatten. Seit einem Eigentümerwechsel firmieren diese nunmehr unter „GE Jenbacher AG" und erzeugen Groß-Verbrennungsmotoren. Der Anschluss an das Schienennetz erfolgte bereits im Jahre 1858 durch die Strecke der k.k. privilegierten Südbahn-Gesellschaft von Innsbruck nach Kufstein. Die Bedeutung als Bahnknotenpunkt erlangte Jenbach im Jahre 1889 durch den Bau der Achenseebahn die, als meterspurige gemischte Zahnrad- und Adhäsionsbahn, Jenbach mit dem Achensee verbindet. Seit Eröffnung der in bosnischer Spur von 760 mm errichteten Zillertalbahn im Jahre 1902, die von Jenbach nach Mayrhofen führt, ist Jenbach einer der wenigen Bahnhöfe auf denen Strecken mit drei unterschiedlichen Spurweiten zusammentreffen.
Als Teil der nördlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basistunnel wurde die Unterinntalstrecke der ÖBB auf Basis internationaler Vereinbarungen mit den Nachbarländern und der EU bis zum Jahre 2012 ausgebaut und die ursprüngliche zweigleisige Strecke durch eine modern angelegte zweigleisige vorwiegend in Tunnels verlaufende Hochleistungstrasse ergänzt. Dadurch konnten auch die Vorraussetzungen für die weitere Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs auf der Bestandsstrecke, geschaffen und die Bedeutung Jenbachs als Eisenbahnknoten gesteigert werden.
Am Zillertalbahnhof erfolgte der Empfang der Tagungsteilnehmer durch Herrn Dir. Ing. Wolfgang Holub von der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG. Bei der Führung durch die Zugleitung und die Werkstätten wurde auch auf die Möglichkeit der Nutzung der Fachkompetenz der Zillertalbahn für Arbeiten an Fahrbetriebsmitteln von Museums- und Touristikbahnen hingewiesen. So konnten Komponenten der 99 633 der Öchsle-Bahn, die sich zur Fahrwerksüberholung und anschließender Komplettierung mit dem von der Firma Tschuda gefertigten Neubaukessel in Jenbach befindet, gezeigt werden. Danach begaben sich die Teilnehmer zur Fahrt nach Mayrhofen, dem 32 km entfernten Endpunkt der Bahn. Bedingt durch die derzeitige Errichtung einer Ausweiche in der Station Rotholz erfolgte die Reise in einem Sonderbus des Schienenersatzverkehrs bis Fügen und von dort mit einem Triebwagen nach Mayrhofen. Dabei konnten sich die Teilnehmer von der Leistungsfähigkeit der im Halbstundentakt verkehrenden und streckenweise zweigleisig ausgebauten Schmalspurbahn überzeugen. Nach der Rückkehr in Jenbach begaben sich die Tagungsteilnehmer in das Hotel Jenbacher Hof zum ersten Teil des Fachprogramms.
Die Eröffnung der Tagung nahm Dr. Werner Schiendl als Verbandsvorsitzender des ÖMT vor, der die zahlreich erschienenen Teilnehmer begrüßte und den Veranstaltern für die Einladung und die professionelle Vorbereitungsarbeit dankte. Seitens der Achenseebahn AG nahm Herr Dir. Mag. Georg Fuchshuber die Begrüßung vor. Danach folgten die Grußworte des Bürgermeisters der Marktgemeinde Jenbach, Herr Dietmar Wallner, der in seiner Ansprache nicht nur auf die Geschichte Jenbachs als bedeutender Standort von Gewerbe und Industrie, sondern auch auf die Bedeutung der von Jenbach ausgehenden Bahnen verwies und einen guten Tagungsverlauf wünschte. Anschließend wurde eine Reihe verbandsinterner Themen behandelt.
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Achenseebahn. Pünktlich um 9:00 Uhr verließ der aus Lok 2 und dem Vorstellwagen 6 bestehende Sonderzug den Bahnhof Jenbach, um sich im herbstlichen Ambiente auf die 4 km lange Fahrt auf dem Zahnstangenabschnitt nach Eben zu begeben. Beim Fotohalt in der Morgensonne oberhalb des Fischler Kreuzes mit einer überaus imposanten Scheinanfahrt in der Maximalsteigung von 160 ‰ kamen auch die Filmer und Fotografen voll auf ihre Rechnung.
Nach der Ankunft in Eben begaben sich die Tagungsteilnehmer in das Gasthaus Kirchenwirt zum Fachvortragsprogramm, das folgende Themen umfasste.
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„Die Zillertalbahn" |
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„Aktuelles und Zukunftsprojekte von der
Achenseebahn" |
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„Die Aufarbeitung des Triebwagens 4 der
L.B.I.H.i.T." |
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„Neue Erfahrungen im Umgang von
Veranstaltungsbehörden mit Museumsbahnen" |
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„Das FEDECRAIL-Youthcamp 2013 zu Gast in
Österreich" |
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„Fahrgastrechte auf Museumsbahnen und im
Gelegenheitsverkehr" |
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„Museologie – Wie arbeiten Museumsleute" |
Nach dem Ende des Vortragsprogramms erfolgte die Fahrt im Planzug zum Achensee, mit Besichtigung der Oberbausanierungen im Reibungsabschnitt im Bereich der Ausweiche an der Endstation. Nach der Rückkehr im Planzug nach Jenbach begaben sich die Teilnehmer vorerst zur Besichtigung der Betriebsstätten und Fahrzeuge der Achenseebahn, ehe der Tag nach dem Abendessen in der Werkstätte beim gemütlichen Beisammensein endete.
Am Sonntagmorgen fanden sich die Delegierten nach dem Frühstück zur Fahrt in die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck ein um sich dem letzten Programmpunkt der Tagung zu widmen.
Während die in Fahrgemeinschaften mit Kraftfahrzeugen angereisten Teilnehmer sich direkt am alten Stubaitalbahnhof, dem Sitz der TMB - Tiroler MuseumsBahnen einfanden, wurden die von Jenbach mit der Bahn Anreisenden mit Triebwagen 19 und Beiwagen 147 am Hauptbahnhof abgeholt. Nach der Begrüßung durch Hans Kieblinger, den Obmann der TMB, folgte eine Sonderfahrt mit den Triebwagen 1 und 28 über die Stadtlinien zur Erkundung der Neubaustrecken der Linie 3. In den mittlerweile 30 Jahren des Bestandes des Vereins konnten bisher 18 Fahrzeuge betriebsfähig aufgearbeitet werden und dokumentieren Innsbrucks Straßenbahngeschichte in lebendiger Form. Die Besichtigung der repräsentativen Fahrzeugsammlung, eine Vorführfahrt mit dem Triebwagen 4, dessen Aufarbeitung bereits im Vortragsprogramm Behandlung erfuhr und eine Führung durch die Ausstellung im Localbahnmuseum erweckte reges Interesse, ehe in der Museumshalle das Mittagessen eingenommen wurde.
Zum Abschluss bedankte sich ÖMT-Verbandsvorsitzender Dr. Werner Schiendl nochmals bei den Organisatoren und Gastgebern für das reichhaltige Rahmenprogramm, sowie bei den Referenten der Fachvorträge für ihre Bemühungen, womit die ÖMT-Herbsttagung 2013 offiziell zu Ende ging. Danach vollzog sich der Transfer der Tagungsteilnehmer zum Hauptbahnhof mit Triebwagen 19 und Beiwagen 147, bzw. die individuelle Abreise.
Fotos: Ing. Harald Baminger, Dipl. Ing Gerhard Schumann, Dipl.Ing. Wolfram Bäumer, Rainer Balzer